Einleitung

Der Tod eines Angehörigen ist immer etwas Schmerzliches. Er wird aus der Mitte der Familie herausgerissen und hinterlässt für alle Hinterbliebenen eine Lücke, die sich erst im Laufe der Zeit schließt. Und mit jeder nachfolgenden Generation verblassen die Erinnerungen an die verstorbenen Angehörigen. Oftmals kann dann nur noch durch Dokumente aus dem Nachlass das Leben und Wirken eines Vorfahren lückenhaft rekonstruiert werden.

Bereits zu Lebzeiten übergab mir meine Urgroßmutter eine Kiste voll mit Dokumenten und Postkarten meines bereits verstorbenen Urgroßvaters, den ich selbst nie kennengelernt habe, da er bereits vor meiner Geburt verstorben ist. Erst in den letzten Monaten fand ich die Zeit, mich mit den Unterlagen auseinanderzusetzen, obwohl sie sich bereits seit mehr als 25 Jahren in meinem Besitz befinden. Dabei musste ich feststellen, dass es sich bei den Postkarten um Feldpostkarten und Fotos meines Urgroßvaters aus dem 1. Weltkrieg handelt.

Die eingescannten Feldpostkarten und Fotos stammen aus dem Nachlass von Heinrich Weimer, geb. 19.12.1889 in Biebrich, gest. 15.08.1954 in Biebrich. Die meisten Karten wurden zwischen 1915 und 1917 geschrieben. Dabei ergeben sich zwei runde Jahrestage. Vor 90 Jahren begann der 1. Weltkrieg und vor 50 Jahren ist mein Urgroßvater gestorben. Einige Karten sind unbeschrieben oder ohne erkennbare Datumsangabe. Bei allen Karten handelt es sich entweder um gedruckte Karten oder um Fotoabzüge auf kartoniertem Fotopapier.

Die allermeisten der Karten sind gelaufene Feldpostkarten mit entsprechenden Feldpoststempeln, wodurch die Zuordnung eines Datums erleichtert wird. Bei beschriebenen aber nicht gelaufenen Postkarten konnte oftmals durch ein geschriebenes Datum die Karte datiert werden. Alle gelaufenen Feldpostkarten sind mit "L.Iftr.Reg. 6./116" gestempelt und an seine Ehefrau Anna Weimer (20.08.1892 - 11.1979) oder seine Tochter Elisabeth "Else" Weimer (09.11.1911 - 29.05.1998) adressiert.

Ich war sehr überrascht zu sehen, wie viele Karten mein Urgroßvater während des Krieges an seine Familie geschrieben hat. Über 100 Karten dokumentieren in ihrer Gesamtheit sehr anschaulich den Kriegswahnsinn des 1. Weltkrieges sowie die subtile Propaganda für Soldaten und die Familienangehörigen in der Heimat. Auch die Zerstörungen an französischen Dörfern und Städten durch Kriegseinwirkung sowie die Leiden der betroffenen Bevölkerung werden mit diesen Feldpostkarten zeitgenössisch dokumentiert.

Gemäß den wenigen verbliebenen Unterlagen hat Heinrich Weimer den 1. Weltkrieg in voller Dauer als Soldat miterlebt. Ihm wurden das Verwundetenabzeichen in schwarz und das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Die entsprechenden Dokumente wurden ebenfalls eingescannt um sie als authentische Facsimiles zur Verfügung zu stellen.

Biebrich, den 29. September 2004

Howard Fuhs